Samstag,
30. Mai 2009


„Philipp Weber, Kabarett“

Honeymoon Massaker!

Philipp Weber ist eine außergewöhnliche Erscheinung im deutschen Kabarett. Er ist intelligent, charmant, pointiert, politisch, schön und wahnsinnig eingebildet. Manche Kritiker nennen ihn ein Genie, aber nur gegen extrem hohe Bezahlung. Ein rüstiger Spaßmacher Anfang 30, der es noch mal wissen will und mit seinem Programm „Honeymoon Massaker!“ beweist, dass er noch lange nicht zum alten Eisen des deutschen Kabaretts gehört. Worum geht´s?

Ein Mann steht zwischen den Fronten: Hier fordert ein bedrohlich wachsendes Rentnerheer sofortige Fortpflanzung, dort klagen neoliberale Phrasendrescher Flexibilität ein. Der Chef verlangt Überstunden. Die Freundin Antworten zu Kinder, Kirche, Kachelofen. Und während unser Held sich auf schäbigen Bahnhöfen mit Milchkaffee aus Schnabelbechern besudelt, rätselt er: „Bin ich wirklich bereit meiner sozialen Reproduktionspflicht nachzukommen?“ Auf dem Bahnsteig tummeln sich die Gespenster seiner Generation. Teenager in Nadelstreifenanzügen! Sie haben Rollkoffer, Pilotenbrillen, elektronische Terminkalender, ipods mit Internet und Nassrasierer mit GPS-System, und keine Ahnung. Warum Kinder kriegen, wenn so ein kleiner Irrer die Designer-Couch ständig mit roter Beete voll kotzt? Es sind nur wenige, aber sie bestimmen das Lebensgefühl der Gegenwart. Und das heißt: cool sein und detached. Was auch immer das ist. Das Leben: eine aufregende Reise zum eigenen Ich! Und wer hat damit angefangen? Die scheiß Hippies. “Let the motor run, we are on the highway!”: Nämlich auf der A8 vor´m Leonberger Dreieck. Des „Hotel California“ heißt Cityhotel Düsseldorf und “sex, drugs and rock´n roll“ sind Minibar, Trollinger und Pornos für 11,99. Wie soll man in so einer Welt Wurzeln schlagen? Und warum? Weil der Deutsche ausstirbt? Mein Gott, die Dinos sind auch ausgestorben! Die Pocken sind tot und Roland Koch lebt. Wo steckt da der Sinn?

Honeymoon Massaker! Kein Beziehungs- Kitsch. Kein Mann-Frau-Gedöns. Kein Sex. Naja, fast kein Sex. Also, wenigstens nicht nur. Hier geht es um Glauben, Liebe, Hoffnung, Familie, Vaterland, Wirtschaft, Politik und lesbische Fische im Amazonas mit interessanten gesellschaftspolitischen Ansichten. Ein Programm für den Kabarettbesucher mit Geschmack, Stil, Selbstachtung, Humor und blendendem Aussehen. Kommen sie trotzdem!

„Der wichtigste Beitrag zur Geburtenkontrolle seit Einführung der Feinrippunterhose!“

(Ursula von der Leyen)

„Man sollte ihn erschießen!“

(Eva Herman)

Preise & Auszeichnungen:

Tuttlinger Krähe 2007- Publikumspreis!, Tuttlingen

Böblinger Mechthild 2006, Altes Amtsgericht, Böblingen

Kleinkunstpreis des Landes Baden-Württemberg 2004

Obernburger Mühlstein 2003, Kleinkunstbühne Kochsmühle, Obernburg a. M.

Passauer Scharfrichterbeil 2002

Bielefelder Kabarettpreis 2002

(Fotos im Schüttekeller: Maria Lourdes Gonzalez Duarte)

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